Die Unterzeichner der Berliner Erklärung zum Städtebau verfolgen mit ihrem Eintreten für einen Städtebau aus parzellierten Häuserblöcken mit einzelnen darin enthaltenen Architektur-Rekonstruktionen die Intention, dass auch neue Stadträume in geschlossener Bauweise – nach dem Vorbild der gründerzeitlich geprägten Berliner Bezirke Friedrichshain, Kreuzberg und Schöneberg – eine offene Gesellschaft beherbergen:
Wir streben baulich gefaßte öffentliche Stadträume als Lebensräume für eine offene Gesellschaft an!
In den zwischen den neuen Häuserblöcken befindlichen fußgängergerechten Stadträumen werden Menschen aus aller Welt zu Hause sein und sich begegnen – unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion und ihren finanziellen Möglichkeiten.
1928 in 2028
Eckhaus Molkenmarkt 4, das einst die Zornsche Apotheke beherbergte. Im Hintergrund das Rote Rathaus, links das Nikolaiviertel. Der älteste Marktplatz Berlins liegt heute unter dem Verkehr begraben.
1928 in 2028
Der kleine Platz war das heimliche Herzstück der Berliner Altstadt. Im Vordergrund die Caféteria des Antikriegsmuseums, im Hintergrund ein Yogastudio, ein Restaurant und viel städtisches Leben.
1928 in 2028
In der Bildmitte stehen Menschen auf dem Dach der von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Sternwarte des Grauen Klosters, überall sind Schüler des Grauen Klosters zu sehen, das hinter dem Arkadengang liegt.
1928 in 2028
Knapp rechts der Kreuzung von Spandauer Straße und Karl-Liebknecht-Straße stand das Moses-Mendelssohn-Haus, in dem der bekannte Philosoph und Aufklärer lange Zeit gelebt hat. Links das Dierig-Haus, rechts das Teppichhaus Fischer und Wolff.
1928 in 2028
Das Graue Kloster ist tagsüber Landesschule, abends trifft sich die Stadtgesellschaft zu Ausstellungen, Konzerten und Diskussionen in der Klosterkirche. An Sonn- und Feiertagen nimmt das Ensemble internationale Kongresse auf.
Blick vom Humboldt Forum in Richtung Osten auf die Burgstraße. Dort, wo heute die Grünflächen von Marx-Engels-Forum und die Betonknochensteine des Rathaus-Forums liegen, sind die alten Häuserblöcke des Jahres 1928 in neuer Form wiedererstanden. Inmitten des neuen Häusermeers erinnert das Marx-Engels-Denkmals an frühere Zeiten. Durch die Fischaugen-Perspektive erscheint die Burgstraße gerundet.
Blick über die Kurfürstenbrücke (mit dem seit den 1950er Jahren vor dem Schloss Charlottenburg stehenden Reiterstandbild des Großen Kurfürsten von Schlüter und Jacobi) auf die Burgstraße an der die alten Häuserblöcke des Jahres 1928 in neuer Form wiedererstanden sind.
Begründung der STIFTUNG MITTE BERLIN durch Marie-Luise Schwarz-Schilling im Juli 2022.
Bitte schreiben Sie uns unter folgender Mailadresse
mail@stiftung-mitte-berlin.de
„Wenn die Stadtmitte künftig weniger dem Einkaufen als vielmehr der Begegnung von Menschen und ihrem Gefühl gesteigerter Lebensfreude dienen wird, dann rückt vor allem die Schönheit des öffentlichen Raums in den Mittelpunkt. Die Grundrisse der Straßen- und Platzräume, die Hausfassaden sowie die Gestaltung der Freiräume werden zum entscheidenden Kriterium für die Attraktivität einer Stadt. Hinzu kommt eine neue Lebendigkeit durch mehr Wohnungen, mehr Arbeitsplätze und wesentlich mehr kulturelle Angebote in den Stadtkernen. Wie muss die Mitte unser Städte gestaltet werden, damit sie diesen Anforderungen genügt und dies nicht nur voraussichtlich für die nächsten Jahrzehnte, sondern vorausschauend für Hunderte von Jahren?“
Aus der Auslobungsbroschüre des Senats für den Wettbewerb Molkenmarkt 2021
Die richtige Antwort lautet: Nur die eine um Petriplatz, Nikolaiviertel, Rotes Rathaus und Marienkirche (diese ist so groß wie Alex, Gendarmenmarkt und Breitscheidplatz zusammen)!
Berlin entstand im Mittelalter als Ansiedlung von Fernhandelskaufleuten. Sie regierten die Stadt fast drei Jahrhunderte lang gemeinschaftlich. Als die Hohenzollern die Stadt im Spätmittelalter zur Residenz machten, wehrten sich die Berliner und setzten die Schloßbaustelle unter Wasser (Berliner Unwille, 1448). Aber erst nach vier Jahrhunderten erlangten die Bürger nach und nach wieder die Souveränität zur Regierung ihrer Stadt und machten Berlin im 19. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Städte der Welt.
Nach den Diktaturen und Zerstörungen des 20. Jahrhunderts ist es im 21. Jahrhundert an der Zeit, die Mitte Berlins wieder zum i-Tupfen der Metropole zu machen – zum Ort, an dem wir uns begegnen und aufeinander neugierig sind.
Nur wenige Altbauten des Jahres 1933 haben Krieg und DDR überstanden (plus Fernsehturm zur Verortung).
Wir setzen uns ein für ein dichtes Stadtquartier mit attraktiven Straßen und Plätzen. Anstelle der Leerräume in der jetzigen Berliner Mitte, die aus zugigen Verkehrs- und Freiflächen besteht, befürworten wir neue Häuser auf dem Stadtgrundriss der 1920er Jahre. Nicht aus nostalgischen Gründen, sondern weil die Mitte zu dieser Zeit so viel lebendiger war. Und wieder sein kann. Hier kann der Ort entstehen, an dem sich ganz Berlin trifft und aufhält.
Die STIFTUNG MITTE BERLIN engagiert sich mit der Berliner Mitte zugleich für die ideelle Mitte Deutschlands im Herzen Europas. Diese Mitte hat weit über Berlin hinaus eine starke Ausstrahlung. Darum wollen wir ein internationales Vorzeigeprojekt für den Umbau der autogerechten Betonstadt in eine nachhaltige und menschenfreundliche Innenstadt anregen!
Marie-Luise Schwarz-Schilling
Vorsitzende
In der dritten Klasse der Volksschule machte die Lehrerin mit uns einen Ausflug ins alte Berlin, das fand ich aufregend, besonders die Figur der Heiligen Gertraude auf der Brücke und die Häuser rundum. In ein Haus durften wir hineingehen, und sahen im Keller einen Raum, in dem am oberen Fenster die Spree vorbeifloss. Heimatkunde war von da an mein Lieblingsfach.
1946 zogen wir in die Nähe von Frankfurt/Main und kamen nur noch zu Besuch nach Berlin.
1957 übernahm ich nach dem Tod meines Vaters zusammen mit meinem Mann Christian die Accumulatorenfabrik Sonnenschein und wurde eine recht erfolgreiche Unternehmerin. 1992 verkauften wir die Firma und zogen wieder nach Berlin, in die Stadt, die immer mein Sehnsuchtsort geblieben war.
Berlin ist eine wunderbare Stadt aber seine Mitte ist eine Betonwüste. Spät aber nicht zu spät fiel mir ein, dass ich für mein geliebtes Berlin etwas tun müsste. Deshalb gründete ich als Motor der Wiedergewinnung der Berliner Altstadt meine Stiftung. Sie setzt sich dafür ein, dass im Bereich der ehemaligen Altstadt möglichst viele Plätze, Gebäude und Denkmäler aus der Zeit vor 1933 wiedergewonnen werden. Ziel ist es, sowohl die Entscheidungsträger zu gewinnen als auch die Berliner Bürger, die ihre Kieze lieben, ihre Kernstadt aber oft nicht zur Kenntnis nehmen, für diese Gemeinschaftsaufgabe zu begeistern.
Viele Zeitgenossen halten dieses Ziel für verrückt. Aber auch in Berlin haben noch nicht alle verlernt, dicke Bretter zu bohren. Das kostet Zeit, Arbeit und Geld. Warum soll in Berlin aber nicht gelingen, was andere deutsche Städte, z. B. Lübeck, Potsdam, Dresden und Frankfurt am Main, geschafft haben?
Dr. Benedikt Goebel
Stellvertretender Vorsitzender
Mein langjähriges wissenschaftliches und berufliches Engagement für die Berliner Mitte geht auf die Herkunft aus einer geschichtsbewußten Münsteraner Familie zurück.
Münster hat anders als die meisten anderen im Zweiten Weltkrieg zerstörten deutschen Städte ihren wichtigsten Altstadtbereich wiederaufgebaut. In meinem Studium der Geschichte in Münster, Wien und Berlin stand die Stadtgeschichte im Mittelpunkt. An allen drei Studienorten erforschte ich Transformationen der ältesten Stadtteile im 19. und 20. Jahrhundert. 2011 habe ich dieses Interesse zu meinem Beruf gemacht und nach einigen Jahren als Mitarbeiter in Berliner Museen, Archiven und Bibliotheken, das Büro stadtforschung (stadtforschung-goebel.de) gegründet.
Autor zahlreicher Gutachten und Bücher. Berufenes Mitglied der Historischen Kommission zu Berlin. 2017-2019 Gastprofessor an der Beuth Hochschule Berlin. Kurator der Ausstellungen Berlins vergessene Mitte und Geraubte Mitte für das Stadtmuseum Berlin, Unvollendete Metropole für den Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin-Brandenburg (AIV) sowie Macht Raum Gewalt für die Akademie der Künste. Mitglied von AIV, Aktivem Museum, beiden Geschichtsvereinen und dem werkbund Berlin.
Christin Colli
Mitglied des Vorstandes
ich wurde in Thüringen, in Schmalkalden, geboren. Mit 10 Jahren zogen meine Eltern mit mir nach Ostberlin und ich wuchs in den 1970er Jahren in der Berliner Mitte, genauer in der Leipziger Straße auf. Ich studierte in Potsdam Diplom-Pädagogik und arbeitete in der Wende-und Nachwendezeit als Lehrerin für Mathematik und Geographie an verschiedenen Berliner Schulen. Als Mitglied der Band manifest trat ich für die DDR vielfach auch im Ausland auf, z. B. in Griechenland, Portugal und Nordkorea.
Nach der Berührung mit Coaching im Jahr 1994 kündigte ich 1996 den Lehrerberuf und arbeite seitdem als freiberufliche Coach und Musikerin. Mit Alexandra Schwarz-Schilling betreibe ich seit mehr als 20 Jahren die Coaching Spirale GmbH, ein renommiertes und zertifiziertes Ausbildungsinstitut.
Als ich von Marie-Luise Schwarz-Schillings Stiftungsgründung hörte, habe ich mich spontan entschieden, die Stiftung und ihr Anliegen, als Musikerin, Podcasterin und Organisatorin des Mitte-Festes zu unterstützen.
Die Stiftung Mitte Berlin wurde am 26.7.2022 anerkannt.
Hier finden sie die Satzung der Stiftung
Senden Sie uns bei Fragen oder Anregungen - und wenn Sie in den Verteiler unser monatlichen Rundmail aufgenommen werden möchten - gern eine E-Mail.
Stiftung Mitte Berlin
Hedwigstraße 1a
12159 Berlin
mail@stiftung-mitte-berlin.de
Tel. 0174-1007074 (Dr. Goebel)
Vertretungsberechtig ist der Vorstand der Stiftung Mitte Berlin:
Marie-Luise Schwarz-Schilling, Christin Colli und Dr. Benedikt Goebel
„Brauchen wir daher überhaupt so etwas wie eine neue Berliner Altstadt? Brauchen wir mehr als das Nikolaiviertel? Eigentlich ist allen klar: Es fehlt etwas in der Berliner Mitte, es fehlen städtische Räume, Straßen und Plätze, die nicht nur an die großen Zerstörungen Berlins im Zeitalter der Diktaturen des 20. Jahrhunderts erinnern, sondern auch an seine durchaus lange Geschichte – an die bescheidenen Anfänge einer kleinen bürgerlichen Stadt des Mittelalters im wilden Osten, in der im Zeitalter der Aufklärung die Toleranz einen Triumph von europäischer Bedeutung feierte. Sagen wir es so: Auch Berlin braucht auf dem Weg in die Zukunft einen Ort der Erinnerung – an die gesamte Geschichte, an Toleranz und Intoleranz, an Zerstörung und Aufbau. An die grandiose Geschichte eines Aschenputtels, das zur Weltstadt wurde. Einen Ort, der die durch Autotrassen zerstückelte Altstadt wieder zusammenführt und ihr einen Sinn gibt. So wie es heute ist, darf es nicht bleiben.“
Harald Bodenschatz 2018 im Tagesspiegel