stiftung mitte berlin
© Bild: Stiftung Mitte Berlin

1928 in 2028

Molkenmarkt

Eckhaus Molkenmarkt 4, das einst die Zornsche Apotheke beherbergte. Im Hintergrund das Rote Rathaus, links das Nikolaiviertel. Der älteste Marktplatz Berlins liegt heute unter dem Verkehr begraben.

© Rainer Quambusch

1928 in 2028

Großer Jüdenhof

Der kleine Platz war das heimliche Herzstück der Berliner Altstadt. Im Vordergrund die Caféteria des Antikriegsmuseums, im Hintergrund ein Yogastudio, ein Restaurant und viel städtisches Leben.

© Rainer Quambusch
© Bild: Stiftung Mitte Berlin
© Bild: Stiftung Mitte Berlin

1928 in 2028

Klosterstraße

In der Bildmitte stehen Menschen auf dem Dach der von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Sternwarte des Grauen Klosters, überall sind Schüler des Grauen Klosters zu sehen, das hinter dem Arkadengang liegt.

© Rainer Quambusch

1928 in 2028

Moses Mendelssohn-Haus

Knapp rechts der Kreuzung von Spandauer Straße und Karl-Liebknecht-Straße stand das Moses-Mendelssohn-Haus, in dem der bekannte Philosoph und Aufklärer lange Zeit gelebt hat. Links das Dierig-Haus, rechts das Teppichhaus Fischer und Wolff.

© Rainer Quambusch
© Bild: Stiftung Mitte Berlin

Wäre die Bebauung des Jahres 1928 im Jahr 2028 zeitgemäß?
Die STIFTUNG MITTE BERLIN hat einen Bildreporter in die Zukunft geschickt, der von dort die drei Bilder zurückbrachte, die Sie soeben gesehen haben. Wie wäre es, wenn wir die Qualitäten des Jahres 1928 in das Jahr 2028 übertragen könnten? Wäre die neue Mitte dann nicht zeitgemäß? Sicherlich würden diese Stadträume Vielen Freude machen.

Begründung der STIFTUNG MITTE BERLIN durch Marie-Luise Schwarz-Schilling im Juli 2022.
Bitte schreiben Sie uns unter folgender Mailadresse
mail@stiftung-mitte-berlin.de

„Wenn die Stadtmitte künftig weniger dem Einkaufen als vielmehr der Begegnung von Menschen und ihrem Gefühl gesteigerter Lebensfreude dienen wird, dann rückt vor allem die Schönheit des öffentlichen Raums in den Mittelpunkt. Die Grundrisse der Straßen- und Platzräume, die Hausfassaden sowie die Gestaltung der Freiräume werden zum entscheidenden Kriterium für die Attraktivität einer Stadt. Hinzu kommt eine neue Lebendigkeit durch mehr Wohnungen, mehr Arbeitsplätze und wesentlich mehr kulturelle Angebote in den Stadtkernen. Wie muss die Mitte unser Städte gestaltet werden, damit sie diesen Anforderungen genügt und dies nicht nur voraussichtlich für die nächsten Jahrzehnte, sondern vorausschauend für Hunderte von Jahren?“

Aus der Auslobungsbroschüre des Senats für den Wettbewerb Molkenmarkt 2021

Historische Mitten

Wieviele historische Mitten hat Berlin eigentlich?
Drei: Alex, Gendarmenmarkt und Zoo?

Die richtige Antwort lautet: Nur die eine um Petriplatz, Nikolaiviertel, Rotes Rathaus und Marienkirche (diese ist so groß wie Alex, Gendarmenmarkt und Breitscheidplatz zusammen)!

Bürgerstadt Berlin

Berlin entstand im Mittelalter als Ansiedlung von Fernhandelskaufleuten. Sie regierten die Stadt fast drei Jahrhunderte lang gemeinschaftlich. Als die Hohenzollern die Stadt im Spätmittelalter zur Residenz machten, wehrten sich die Berliner und setzten die Schloßbaustelle unter Wasser (Berliner Unwille, 1448). Aber erst nach vier Jahrhunderten erlangten die Bürger nach und nach wieder die Souveränität zur Regierung ihrer Stadt und machten Berlin im 19. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Städte der Welt.

Nach den Diktaturen und Zerstörungen des 20. Jahrhunderts ist es im 21. Jahrhundert an der Zeit, die Mitte Berlins wieder zum i-Tupfen der Metropole zu machen – zum Ort, an dem wir uns begegnen und aufeinander neugierig sind.

Chronologie

Einst ein schöner Anblick:
Schrägluftbild des Stadtkerns von Nordwesten, 1925

© Foto: Sammlung Jörn Düwel, Hamburg

Es gab in der Altstadt einst schöne Winkel! Klosterstraße und Graues Kloster, um 1927

© Foto: Rudolf Dührkopp: Arkadengang des Grauen Klosters, 1910/1911 (Das Malerische Berlin, 1. Folge, 1911, Bl. 1-2)
© Foto: Alliiertes Luftbild des Berliner Stadtkerns, 22. März 1945 (Ausschnitt) Luftbilddatenbank Dr. Carls GmbH Wien, Nr. 4168

Kriegszerstörungen: Zustand im März 1945 mit den wichtigsten aktuell diskutierten Orten städtischer Wiedergewinnung

Zustand des Stadtkerns 20 Jahre nach dem Krieg, 1965

© Foto: Lothar Willmann; Archiv Lothar Willmann, Schorfheide (www.willmann-bild.de)

Ergebnis: tabula rasa!

Nur wenige Altbauten des Jahres 1933 haben Krieg und DDR überstanden (plus Fernsehturm zur Verortung).

Modell von Philipp Jädicke, 2015

Die ältesten Plätze haben sich im Wiederaufbau nach dem Krieg sehr zu ihrem Nachteil verändert:

Molkenmarkt, um 1910

© Foto: Foto Marburg, Nr. fm1091596

Der „Molkenmarkt“ eine Betonwüste, 2010

© Foto: Florian Profitlich: Grunerstraßentunnel, SSM-SK 02-254
Stiftung Stadtmuseum Berlin

Neuer Markt, um 1910

© Foto: Photograph. Gesellschaft, Nr. 1692; SBB Kartenabteilung, Nr. Y85 599-1

Betonknochensteine mit Gebüsch, 2000

© Foto: Philipp Meuser

Die Südliche Spreeinsel wies ca. 110 Wohn- und Geschäftshäuser auf, 1931

© Foto: akg/Willo Göpel

Seit 1972 stehen auf der südliche Spreeinsel lediglich die fünf Hochhäuser der „Fischerinsel

© Foto: Apple Maps, 2018

Was wir wollen

Wir setzen uns ein für ein dichtes Stadtquartier mit attraktiven Straßen und Plätzen. Anstelle der Leerräume in der jetzigen Berliner Mitte, die aus zugigen Verkehrs- und Freiflächen besteht, befürworten wir neue Häuser auf dem Stadtgrundriss der 1920er Jahre. Nicht aus nostalgischen Gründen, sondern weil die Mitte zu dieser Zeit so viel lebendiger war. Und wieder sein kann. Hier kann der Ort entstehen, an dem sich ganz Berlin trifft und aufhält.

Die STIFTUNG MITTE BERLIN engagiert sich mit der Berliner Mitte zugleich für die ideelle Mitte Deutschlands im Herzen Europas. Diese Mitte hat weit über Berlin hinaus eine starke Ausstrahlung. Darum wollen wir ein internationales Vorzeigeprojekt für den Umbau der autogerechten Betonstadt in eine nachhaltige und menschenfreundliche Innenstadt anregen!

Wie wir das erreichen

Folgende Maßnahmen setzen wir konkret für die Berliner Mitte um:

  • Aus unserer Sicht geht es nur gemeinsam mit den Berlinerinnen und Berliner. Diese müssen noch mehr gehört und berücksichtigt werden. Darum setzen wir uns konkret für eine stärkere Umsetzung der Bürgerbeteiligung ein, etwa durch Befragungen, Bürgerforen und Werkstätten, in denen Berlinerinnen und Berliner ihre Ideen für die Stadt einbringen.
  • Wir zeigen Berlins einstige und künftige Schönheit anhand von Foto- und Filmmaterial in eigenen Veranstaltungen. Wir produzieren Doku-Videos und Info-Websites. Merken Sie sich bitte unser Mitte-Festival vom 1. bis 3. September 2023 vor!
  • Wir sind im engen Austausch mit allen Akteuren der Berliner Mitte. Wir bieten Gesprächsforen für eine gemeinsame Weiterentwicklung sowie Beratung für die konkrete Gestaltung nachhaltiger, schöner und lebendiger Straßen und Plätze an.
  • Wir haben viel vor und lassen lieber Taten als Worte sprechen. Kommen Sie doch einfach mal mit uns ins Gespräch und bringen Ihre eigenen Ideen ein, wie wir Berlins alte Mitte wieder vom Unort zum place to be machen!

Was wir brauchen

Wir haben nichts Geringeres als die Wiedergewinnung der städtischen Mitte der Bundeshauptstadt vor. Natürlich wird diese wie Rom nicht an einem Tag erbaut. Wir brauchen also einen langen Atem. Und natürlich braucht es für solch ein Unterfangen auch Investitionen in großem Umfang. Daher sind wir auf Zustiftungen und Spenden ihrerseits angewiesen. Wir haben dank der großzügigen Gründungsstiftung durch Marie-Luise Schwarz-Schilling bereits eine finanzielle Basis. Unsere weiteren Ziele erreichen wir aber nur, wenn viele interessierte Bürger und Zustifter mitmachen.

Daher fassen Sie sich ein Herz für das Herz Berlins, für seine neue Mitte – für die Rückkehr des städtischen Lebens in das älteste Viertel der Stadt! Nutzen Sie die Gelegenheit zur Zustiftung in unsere junge Stiftung – gehören Sie zur Gruppe der ersten Zustifter!

Wer wir sind

Marie-Luise Schwarz-Schilling Stiftung Mitte Berlin
Marie-Luise Schwarz-Schilling

Marie-Luise Schwarz-Schilling
Stifterin

In der dritten Klasse der Volksschule machte die Lehrerin mit uns einen Ausflug ins alte Berlin, das fand ich aufregend, besonders die Figur der Heiligen Gertraude auf der Brücke und die Häuser rundum. In ein Haus durften wir hineingehen, und sahen im Keller einen Raum, in dem am oberen Fenster die Spree vorbeifloss. Heimatkunde war von da an mein Lieblingsfach.

1946 zogen wir in die Nähe von Frankfurt/Main und kamen nur noch zu Besuch nach Berlin.

1957 übernahm ich nach dem Tod meines Vaters zusammen mit meinem Mann Christian die Accumulatorenfabrik Sonnenschein und wurde eine recht erfolgreiche Unternehmerin. 1992 verkauften wir die Firma und zogen wieder nach Berlin, in die Stadt, die immer mein Sehnsuchtsort geblieben war.

Berlin ist eine wunderbare Stadt aber seine Mitte ist eine Betonwüste. Spät aber nicht zu spät fiel mir ein, dass ich für mein geliebtes Berlin etwas tun müsste. Deshalb gründete ich als Motor der Wiedergewinnung der Berliner Altstadt meine Stiftung. Sie setzt sich dafür ein, dass im Bereich der ehemaligen Altstadt möglichst viele Plätze, Gebäude und Denkmäler aus der Zeit vor 1933 wiedergewonnen werden. Ziel ist es, sowohl die Entscheidungsträger zu gewinnen als auch die Berliner Bürger, die ihre Kieze lieben, ihre Kernstadt aber oft nicht zur Kenntnis nehmen, für diese Gemeinschaftsaufgabe zu begeistern.

Viele Zeitgenossen halten dieses Ziel für verrückt. Aber auch in Berlin haben noch nicht alle verlernt, dicke Bretter zu bohren. Das kostet Zeit, Arbeit und Geld. Warum soll in Berlin aber nicht gelingen, was andere deutsche Städte, z. B. Lübeck, Potsdam, Dresden und Frankfurt am Main, geschafft haben?

Dr. Benedikt Goebel
Stiftungsvorstand

Mein langjähriges wissenschaftliches und berufliches Engagement für die Berliner Mitte geht auf die Herkunft aus einer geschichtsbegeisterten Familie zurück.

Das besondere Interesse an der Geschichte der Stadtzentren verdankt sich der Kindheit und Jugend in Münster in Westfalen – der Stadt, die von allen nach dem Zweiten Weltkrieg schwer zerstörten deutschen Städten ihre Bautradition am umfangreichsten bewahrt hat. Die Klugheit dieser Entscheidung und die Schönheit des wiederaufgebauten Hauptmarktes wurden zu Hause immer wieder thematisiert.

In meinem Geschichtsstudium stand die europäische Stadt im Mittelpunkt. An allen drei Studienorten (Münster, Wien und Berlin) erforschte ich die Transformationen der ältesten Stadträume im 19. und 20. Jahrhundert.

2011 habe ich dieses Interesse zu meinem Beruf gemacht und nach sieben Jahren im Öffentlichen Dienst das Büro „stadtforschung berlin“ gegründet.
stadtforschung-goebel.de

Dr. Benedikt Goebel Stiftung Mitte Berlin
Dr. Benedikt Goebel
David Kastner Stiftung Mitte Berlin
David Kastner

David Kastner
Stiftungsvorstand

David S. Kastner wurde im Sommer 1968 im Berlin-Reinickendorf geboren. Früh wurde er durch seinen 1915 geborenen Vater geprägt, dessen Credo als Urberliner lautete: „Berlin ist unteilbar“. So gehörte die Teilnahme am Protest gegen die Berliner Mauer an jedem 13. August schon als Kind zum Pflichtprogramm. Im Herbst 1989 erfüllte sich die Prophezeiung und der Herzenswunsch des Vaters, es erwies sich, dass Berlin tatsächlich unteilbar ist und dass die Freiheit sich einen Weg bahnt: die verfluchte Mauer fiel.

Nach Berufsausbildung, Abitur und Studium machte sich David S. Kastner im Alter von 25 Jahren zunächst als Freelancer, dann als geschäftsführender Gesellschafter seines eigenen Immobilienunternehmens selbstständig. Er verlagerte Geschäfts- und Wohnsitz bewusst in den Ostteil seiner Heimatstadt, denn die Vereinigung Berlins und Deutschlands findet ganz überwiegend in der Mitte Berlins statt.

Nunmehr seit mehr 53 Jahren in Berlin, davon den überwiegenden Teil in Berlin-Mitte ist David S. Kastner die Entwicklung von Wohnen, Handel und Dienstleistung im Herzen seiner Heimatstadt ein persönliches Anliegen. Im Zuge seiner beruflichen Aktivitäten fördert er die Entwicklung des Quartiers am Hackeschen Markt, im Zuge privaten Engagements fördert er ein bedeutendes Berliner Theater und ist ehrenamtlicher Handelsrichter.

David S. Kastner ist verheiratet, hat drei Kinder und einen Enkel.

Fazit

„Brauchen wir daher überhaupt so etwas wie eine neue Berliner Altstadt? Brauchen wir mehr als das Nikolaiviertel? Eigentlich ist allen klar: Es fehlt etwas in der Berliner Mitte, es fehlen städtische Räume, Straßen und Plätze, die nicht nur an die großen Zerstörungen Berlins im Zeitalter der Diktaturen des 20. Jahrhunderts erinnern, sondern auch an seine durchaus lange Geschichte – an die bescheidenen Anfänge einer kleinen bürgerlichen Stadt des Mittelalters im wilden Osten, in der im Zeitalter der Aufklärung die Toleranz einen Triumph von europäischer Bedeutung feierte. Sagen wir es so: Auch Berlin braucht auf dem Weg in die Zukunft einen Ort der Erinnerung – an die gesamte Geschichte, an Toleranz und Intoleranz, an Zerstörung und Aufbau. An die grandiose Geschichte eines Aschenputtels, das zur Weltstadt wurde. Einen Ort, der die durch Autotrassen zerstückelte Altstadt wieder zusammenführt und ihr einen Sinn gibt. So wie es heute ist, darf es nicht bleiben.“

Harald Bodenschatz 2018 im Tagesspiegel

Stadtplan aus dem Jahr 1865 mit rot hervorgehobenen Kirchenstandorten (Sineck-Plan aus dem Bestand der Kartenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, Preussischer Kulturbesitz)